
Noch ein Tipp für Ihr besonderes Geschenk
Erinnern Sie sich?! In meinem letzten Artikel vom 9. Juli 2025 habe ich Sie dazu ermuntert, aus Ihren privaten Archivalien persönliche Geschenke für Ihre Lieben zu gestalten. Falls Sie nicht fündig geworden sind, bitte ich Sie, den Karton mit den alten Familienunterlagen ein zweites Mal durchzusehen. Denn ich bin mir beinahe sicher, dass es sich lohnt.
Werfen Sie einen zweiten Blick auf die vermeintlich unauffälligen Dokumente
Also schauen Sie sich dieses Mal die eher unscheinbaren Papiere und Schriftstücke etwas genauer an. Möglicherweise stellen Sie fest, dass Sie auch aus diesen Schriftstücken individuelle Geschenke voller Erinnerungen kreieren können.
Wie wir aus einer alten Klassenarbeit ein Geschenk für die ganze Familie schufen
Um Sie zu inspirieren, berichte ich heute von einem Beispiel aus meiner eigenen Familie. Übrigens handelt es sich dabei um ein generationsverbindendes „Märchenbuch-Projekt“. Seien Sie gespannt.
Der Nachlass meiner Mutter
Meine Mutter Inge hat uns einen vielfältigen schriftlichen Nachlass hinterlassen. Selbstverständlich habe ich als Lebensarchivarin der Familie die vielen privaten Dokumente archiviert.
Dabei entdeckte ich große und kleine Schätze. Etwa eine umfangreiche Brief- und Postkartensammlung, alte Tagebücher, ein Poesiealbum, Geschäftsbücher, Verträge und nicht zu vergessen die vielen alten Fotoalben usw. Auch einige Unterlagen aus Inges Schulzeit wie Zeugnisse und Schulhefte gehören dazu.
Inges Schulaufsatz
Und schließlich drei lose, mit blauer Tinte beschriebene DIN-A4-Blätter, die ich beinahe übersehen hätte. Als ich genauer hinschaute, erkannte ich, dass es sich um eine Klassenarbeit handelt, die Inge 1949 mit der Note „gut“ verfasst hatte. Damals war sie 19 Jahre alt.
Einige Zeit später nahm ich die Blätter zufällig erneut in die Hand. Dieses Mal blieb mein Blick an der Überschrift „Ein Märchen“ hängen und ich begann, fasziniert zu lesen. Erstaunt stellte ich fest, wie gut Inge diesen Schulaufsatz bzw. das Märchen formuliert und aufgebaut hatte.
Sofort war mir klar, dass ich aus diesem kleinen Schatz ein kleines „Lebensbuch“ gestalten wollte. Ein Märchenbüchlein, illustriert mit gemalten Bildern ihrer Urenkel und Urenkelinnen. Die Idee eines generationsübergreifenden und zugleich generationsverbindenden Projekts war somit geboren.
Ein gemeinsames „Märchenbuch-Projekt“ mit Inges Urenkelinnen und Urenkeln
Zuerst digitalisierte ich Inges Text. Dann teilte ich die Datei samt meinem Anliegen innerhalb der Familie. Alle waren von Inges Märchen und meiner Idee begeistert. Ida (12 Jahre), Ole (9 Jahre), Milo (6 Jahre) und Ellie (4 Jahre) freuten sich, beim Projekt mit dabei zu sein.
Während die Kinder die Märchenbilder malten, verfasste ich mehrere kleine Texte. Dazu gehörten eine Widmung, „Die Geschichte hinter dem Märchen“, eine Danksagung sowie ein sehr persönliches Nachwort. Darüber hinaus fotografierte ich Inges Schulaufsatz und wählte Fotos aus, die sie als 19- und als 90-Jährige zeigen.
Zu Beginn unseres Projektes hatte ich Maren und Nici gebeten, ihre Kinder beim Malen zu fotografieren. Diese Fotos schickten sie mir zusammen mit den fertigen, wunderschönen Märchenbildern zu. Zu meiner großen Überraschung erhielt ich außerdem auch ein paar Zeilen von Ida, in denen sie sich liebevoll an Uroma Inge erinnert!
Alle Elemente fügte ich schließlich rund um Inges Märchen zusammen, bereitete die Druckdatei vor und ließ das „Lebensbüchlein“ mehrfach drucken.
Ein „Lebensbüchlein“ in Erinnerung an Inge
Gemeinsam haben wir aus einem Schulaufsatz, den Inge vor mehr als 75 Jahren geschrieben hatte, ein kleines, feines Märchenbüchlein kreiert. Wobei es noch viel mehr ist als ein Märchenbüchlein.
Es ist ein „Lebensbüchlein“ in Erinnerung an Inge. Vor allem Idas, Oles, Milos und Ellies wundervoll gemalte Bilder bereichern das Büchlein und machen es zu einem kostbaren, einzigartigen Geschenk für unsere Familie. Wir freuen uns sehr darüber. Auch Freunde und Bekannte sind von dem Büchlein begeistert.
Außerdem träume ich davon, dass Inges Urenkelinnen und Urenkel irgendwann dieses Büchlein in die Hand nehmen, ihren Kindern daraus vorlesen, die Bilder gemeinsam anschauen und ein wenig von sich selbst und auch von Inge erzählen. Von Inge, ihrer Ururoma, die lange vor ihnen gelebt und vor langer Zeit „Ein Märchen“ geschrieben hat.
Bewahren auch Sie Erinnerungen an Ihre Lieben in einem persönlichen Geschenk
Beinahe hätte ich den Schulaufsatz unter den vielen Privatarchivalien des Nachlasses meiner Mutter übersehen. Falls Sie also auf der Suche nach einem individuellen Geschenk sind, bitte ich Sie, ganz bewusst Ihren Karton mit den alten Dokumenten erneut in die Hand zu nehmen. Damit nicht wie bei mir der Zufall für Sie entscheidet.
Aus Erfahrung weiß ich, dass die auf den ersten Blick unscheinbaren alten Schriftstücke und Papiere manchmal kleine und sogar große Geschichten erzählen können. Halten Sie diese erinnerten Geschichten in einem „Lebensbuch“ fest. Und dann schenken Sie das Buch Ihren Eltern, Geschwistern, Enkelkindern oder lieben Freundinnen und Freunden.
Vor allem aber beschenken Sie sich mit der Gestaltung eines solchen Lebensbuches selbst. Das sage ich nicht nur als Lebensarchivarin, sondern auch als Inges Tochter.
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